Freiburg: Rotwangenschildkröten im Seepark
Schildkröteninvasion bedroht Flora und Fauna
Die Schildkröten im Freiburger Seepark sind eine Attraktion für Groß und Klein. Doch die ausgesetzten Tiere bedrohen inzwischen einheimische Tiere und Pflanzen. Die tragische Geschichte vom Ausverkauf einer Tierart.
![]() |
Wie die Hühner auf der Stange.... |
Dicht gedrängt sitzen sie da und lassen sich die Sonne auf
den Panzer scheinen. Die Plätze auf den Ästen sind begehrt, wer zu spät kommt
muss sich mit einer wackligen Seerose begnügen. Die Schildkröten tummeln sich in einem kleinen Biotop im Flückigersee in Freiburg und sonnen sich. Im Gegensatz zu menschlichen
Sonnenanbetern eifern sie aber keinem gebräunten Schönheitsideal nach: Die
Sonne schützt sie vor Insekten, hilft ihren Vitaminhaushalt zu regeln und – ganz wichtig
- erhält ihre Wohlfühltemperatur. Denn die
Schildkröten sind hier nicht heimisch und das ist ein Problem: „Die meisten
sind Rotwangen-Schmuckschildkröten“, weiß
Ralf Hufnagel von der Ökostation Freiburg. „Die Tiere wurden klein und lieb
gekauft, doch sie wachsen sehr schnell“.
Große Schildkröten sind schwierig
zu halten und so werden die Tiere oft ausgesetzt. „Nicht ohne Folgen“, betont Ralf Hufnagel.
Gefahr für die Umwelt
Die Schildkröten
zerstören Nistplätze von einheimischen Vögeln wie dem Haubentaucher. Und es werden rasch mehr: An
sonnigen Tagen sind unzählige Tiere zu
sehen. „Noch vor einigen Jahren waren es nur
wenige “, erinnert sich Ralf Hufnagel. Die Tiere scheinen sich auch
außerhalb ihrer Heimat wohlzufühlen. Ursprünglich kommen sie aus Nordamerika
und Südkanada. Das deutsche Schmuddelwetter überleben die zähen Schildkröten
dennoch, sie sind anpassungsfähig. Im Gegensatz zu den Lebensräumen in denen
sie sich ausbreiten. Die heimischen Pflanzen und Tiere haben gegen die Invasion
keine Chance. Nicht nur im Freiburger
Seepark stellen die exotischen Eindringlinge eine Gefahr für die Umwelt dar. In vielen deutschen Gewässern haben sich die Schildkröten eingenistet. Wie konnte es so
weit kommen?
Babyboom der etwas
andern Art
![]() |
Klein und süß sind sie nur im Babyalter |
Überfüllte
Rücknahmestationen
Der Tierschutzverein Freiburg e.V. nimmt Schildkröten aller Art auf: "Bei uns werden rund 30 Tiere im Jahr abgegeben", erzählt die Tierheimleiterin Tina Majdecki. "Das ist nur ein kleiner Anteil im Gegensatz zu den ausgesetzten Tieren". Die Auffangstation für Reptilien in München berichtet dagegen von jährlich 200-300 Tieren, die sie aufnehmen muss. Im Norden Deutschlands gibt es inzwischen private Schildkröten-Auffangstationen. So lässt sich das Problem allerdings nicht lösen, die Tiere werden bis zu 40 Jahre alt und die Stationen sind größtenteils überfüllt. An Lösungsvorschlägen mangelt es nicht. Ein bundesweites Auffangsystem wäre möglich. Dafür fehlt aber das Geld. So endet die Geschichte wie sie angefangen hat: mit Zynismus gegenüber den Tieren. Ein "Tierfreund" schlägt vor, die Schildkröten nach China weiterzuverkaufen. Dort gelten sie als Delikatesse.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen